Kommentar des Chefredakteur

Na, waren Sie auch schon tanken? Ich geb zu, ich habs getan und mir den Luxus geleistet. Bei meiner Automatentankstelle gibt es ein Limit von 130 Euro. Da ging sich eine ganze Füllung gar nicht mehr aus. Ein Drama für Berufspendler, die auf das Auto angewiesen sind. Aber klar: Wenn ein Boykott gegen Russland verhängt wird und Öl und Gas knapp sind, dann steigt der Preis natürlich dementsprechend.

Gar nix ist da klar. Es ist nämlich ganz anders. Seit Tagen sinkt der Rohölpreis auf den internationalen Märkten. Der Spritpreis an der Tankstelle bleibt aber auf Rekordniveau. Dass wir derzeit brennen wie die Luster hat offenbar weniger mit Verknappung als mit Spekulation zu tun. „Alles sehr kompliziert“, sagen die Öl-Konzerne, die sich im Windschatten des Krieges derzeit dumm und dämlich verdienen.

Bei seinem Besuch in St. Pölten hat der Kanzler auf diese Spekulationen hingewiesen. „Wir dürfen nicht die Erzählung glauben, dass die hohen Spritpreise mit den Sanktionen zu tun haben. Es handelt sich um Spekulation.“ so Nehammer. Und weiter: „Auch beim Gas ist das so. Seit Beginn der Krise liefert Russland sogar mehr Gas nach Europa, als vor der Krise. Die Preise steigen aber trotzdem.“

Nehammer hat also das Problem erkannt. Die Menschen verlieren täglich ihr Geld und Konzerne und Despoten verdienen sich eine goldene Nase.  Trotzdem tut man nichts gegen diesen Raubzug. Während etwa unsere Nachbarländer Ungarn und Slowenien eine Preisobergrenze beim Sprit eingeführt haben, debattiert man in Österreich seit Wochen über Entlastungspakete, die dann nicht kommen. Während geredet wird, trifft die Preiskeule die Ärmsten mit voller Wucht. 

Sozial Schwächere leiden besonders darunter. Sie arbeiten immer mehr Stunden pro Woche dafür, zur Arbeit zu kommen und zu heizen. Und auch die Öffi- und Stromfahrer zahlen mit. Weil der Spritpreis ja über den Transport in alle anderen Waren eingepreist wird, und somit alles teurer wird. Also Herr Bundeskanzler, richten Sie Ihren Kollegen in der Koalition die Wadln nach vorn, und entlasten uns. Wenn sich da nicht bald was tut, könnte man sonst nämlich den Eindruck gewinnen, dass es einigen Regierern sogar ins ideologische Konzept passt, dass das Volk grade ausgeplündert wird.

Sendung vom 18.03.2022